Gotteshütte will weiter verkaufen
Jugendhof-Leiter weist Gerüchte zurück / Politiker vertagen Debatte über 0,8 Hektar große Fläche

  
Von Dirk Haunhorst

Porta Westfalica (mt). Vertagt haben die Poltiker die Entscheidung, ob an der Kleinenbremer Panoramastraße weiter gebaut werden darf. Unklar war in der Sitzung, ob die evangelische Stiftung Gotteshütte das Grundstück nach wie vor verkaufen will.

Der Leiter der Gotteshütte, einer Stiftung der evangelischen Kirche zur Betreuung Jugendlicher, hat inzwischen gegenüber dem MT deutlich gemacht, dass die Stiftung immer noch verkaufen will, um für die künftigen Herausforderungen wirtschaftlich gerüstet zu sein. "Wir werden den gestellten Antrag aufrechterhalten", weist Lothar Jensen anderslautende Gerüchte zurück. Somit werden sich die Politiker in der Ratssitzung am 25. Juni erneut mit dem Thema befassen.

Wie berichtet, hatte Bürgermeister Hilmar Wohlgemuth in einem Schreiben an die Politiker deutlich gemacht, dass er gegen die Bebauung in diesem Bereich stimmen werde. Wohlgemuth verwies in dem Brief unter anderem auf den gültigen Dorfentwicklungsplan, der eine Hangbebauung untersagt, sowie auf die dubiosen Umstände, unter denen in dem sensiblen Bereich bereits zwei Doppelhäuser entstanden sind. Die Häuser waren Gegenstand einer Untersuchung der Rechnungsprüfer, als diese sich 1999 mit der Portaner Nebentätigkeitsaffäre auseinandersetzten (das MT berichtete).

Fritz Heine (CDU) wollte in der gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse für Planung und Stadtentwicklung nichts von einer Verbindung damaliger und heutiger Ereignisse wissen. "Man bringt hier Äpfel und Birnen zusammen. Wenn damals gekungelt wurde, hat das nichts mit dem jetzigen Antrag der Gotteshütte zu tun."

Friedrich Vogt von den Bündnisgrünen sieht das ähnlich. "Die Geschichte mit den Doppelhäusern müssen die Leute von damals verantworten." Vogt wertet die Bebauung der rund 8000 Quadratmeter großen Fläche als Chance. Hier könnten Häuser entstehen, die umweltfreundlich gebaut und mit natürlichen Energien versorgt würden. Im Gegenzug könnte die Gotteshütte ihre alte Heizungsanlage sanieren.

Von diesen Argumenten hält Dieter Lichte (SPD) wenig. Er schlug sich in der Sitzung vielmehr auf die Seite Wohlgemuths ("Hut ab vor dem Bürgermeister"), dessen Bedenken er teilt. "Das Land, um das es geht, war einmal Ausgleichsfläche für den Siedlungsbereich Feldrain", erinnerte er. Angesichts der voraussichtlichen Bebauung des Meierkamps ("Hier ist Platz für 30 Häuser") sowie weiterer Gebiete, befürchtet Lichte, dass die Infrastruktur in Kleinenbremen, insbesondere Kindergarten und Schule, bei weiterer Ausweisung von Wohnflächen nicht Schritt halten könne.
"Uns fehlen zurzeit keine Wohnflächen, wir haben diesbezüglich in Kleinenbremen keine Schwierigkeiten", so Lichte. Er habe den Eindruck, dass möglicherweise ein Verwaltungsratsmitglied der Gotteshütte, das zugleich Architekt und Stadtplaner sei, aus Eigeninteresse den Verkauf der Fläche vorantreiben wolle.

Verwaltung denkt über Flächenkauf nach

Kauft Stadt Der Leiter der Gotteshütte, Lothar Jensen, weist solche Verdächtigungen zurück. Es sei Aufgabe des Vorstandes, die laufenden Geschäfte zu erledigen. Und der Vorstand habe sich sachkundig beraten lassen. Im Übrigen seien die Mitglieder des Verwaltungsrates ehrenamtlich für die Stiftung tätig. "Ihnen dürfen keine Vermögensvorteile zugewendet werden", so Jensen.

Der Leiter des Jugendhofes teilte auf Nachfrage mit, dass die Gotteshütte sich nicht in finanziellen Schwiergkeiten befinde. "Gleichwohl ist es seitens der Stiftung notwendig, den wirtschaftlichen Gegenwert des betreffenden Grundstücks an der Panoramastraße wiederherzustellen." Schließlich sei die Fläche bis Mitte der neunziger Jahre als Bauland im Flächennutzungsplan ausgewiesen gewesen.

Die Verwaltungsleitung denkt nun darüber nach, ob die Stadt selbst die Fläche im südlichen Bereich der Panoramastraße kauft, um sie als Baufläche aus dem Verkehr zu ziehen. Am übernächsten Montag wird sich zeigen, ob es dafür eine Mehrheit gibt. In der Ausschusssitzung hatte es eher den Anschein, dass die meisten Ratsmitglieder sich mit einer Bebauung "zur Abrundung des Ortsbildes" anfreunden können.


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16.06.2001
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