Hoch hinaus: Mit ihrer Drehleiter wollte die
Feuerwehr am Kleinenbremer Brecherturm einen Nistkasten für Wanderfalken anbringen, was
aber am Wetter scheiterte. Der zweite Versuch folgt in Kürze. d-Foto: Stefan Lyrath
Von Stefan Lyrath
Porta Westfalica-Kleinenbremen (Ly). Wanderfalken, die eine Familie gründen
möchten, können sich demnächst in Kleinenbremen niederlassen. Am Brecherturm neben dem
Besucherbergwerk wird in luftiger Höhe ein Nistkasten aus Edelmetall für die seltenen
Greifvögel angebracht.
Ein erster Versuch ist am Donnerstag am strömenden Regen gescheitert. Bereits in den
nächsten Tagen will die hauptamtliche Feuerwehr erneut mit ihrer Drehleiter anrücken.
Dabei sein dürften dann auch wieder Umweltamtsleiter Dr. Albrecht von Lochow und der
Vorsitzende des Ausschusses für Planung und Umweltschutz, Dieter Lichte.
Der Nistkasten wäre der zweite in Porta Westfalica. Einer hängt seit zwei Jahren an der
Kuppel des Kaiser-Wilhelm- Denkmals, ist bisher allerdings noch leer. Kreisweit kommen
zwei weitere Kästen an den Schornsteinen der Alten Ziegelei Bad Oeynhausen sowie des
Lahder Kraftwerks hinzu.
In Lahde ist tatsächlich ein Paar Wanderfalken eingezogen. Das macht Herbert Wiese Mut.
"Sie suchen sich herausragende Stellen", erklärt der Vorsitzende des Portaners
Vereins Naturschutz und Heimatpflege (NHP). "Und da ist die Auswahl nicht besonders
groß." Mit anderen Worten: Wenn Petershagen - warum nicht auch Porta Westfalica?
Hinzu kommt: Erst in diesem Jahr sind im Wiehengebirge Wanderfalken gesichtet worden.
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Dass es hierzulande überhaupt
wieder Wanderfalken gibt, grenzt an ein Wunder. Noch 1970 galten die pfeilschnellen
Greife, die auf der Jagd im Sturzflug Tempo 350 erreichen können, in Nordrhein- Westfalen
als ausgestorben. Illegale Jagd und mit Schwermetallen belastete Futtertiere hatten die
Population dezimiert. Elternvögel zogen nur noch kleine Bruten hoch oder wurden ganz
steril. Unterdessen gehen Naturschützer wieder
von 37 Paaren in NRW aus. Da müsste sich doch eins für Porta begeistern lassen. Hier
sind die Vögel jedenfalls halbwegs sicher. "Aufs Denkmal oder den Brecherturm kommt
keiner rauf", sagt Wiese. Auch Füchse oder Marder müssen unten bleiben. Uhus nicht.
Die gelten als Feinde der Falken.
Dass beide Nistkästen bezogen werden, halten der
NHP-Chef und seine Stellvertreterin Margrit Meier für unwahrscheinlich. Wanderfalken
beanspruchen große Reviere, sind sich untereinander spinnefeind. Vor diesem Hintergrund
wäre der Abstand zwischen Barkhausen und Kleinenbremen vermutlich zu klein. Es kann nur
ein Paar geben. "Gegen Scheiereulen in einer der beiden Nisthilfen hätte ich aber
auch nichts", schmunzelt Wiese.
Wanderfalken sind Arbeitstiere. Von Falknern werden die schnellsten Vögel der Welt zur
sogenannten Beizjagd eingesetzt. Sie müssen ran und Beute schlagen, wenn zum Beispiel in
Stadtparks eine Kaninchen-Population überhand genommen hat oder im Luftraum von
Flughäfen Vögel herumschwirren. Fasst der Greif zu, gibt es einen dumpfen Knall und als
optischen Beigeschmack einen Federwirbel. Viele Brieftaubenzüchter, die beim Nachzählen
im heimischen Schlag Verluste bemerken, befürchten, dass auch ihre "Renner der
Lüfte" auf diese Weise ums Leben gekommen sind. Bis auf wenige Ausnahmen gehören
solche Geschichten nach Überzeugung Wieses ins Reich der Fabel: "Bei den paar
Wanderfalken ist das so gut wie ausgeschlossen."
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10.11.2001
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