Wieder Schafe gehetzt und gerissen
Kleinenbremer Landwirt sorgt sich um seine Tiere / Drei Terrier bei letztem Vorfall beteiligt

      
Von Wilhelm Gerntrup

Porta Westfalica-Kleinenbremen (gp). Ein halbes Jahr lang passierte nichts jetzt scheint die Tierhatz in Kleinenbremen wieder loszugehen. Eine Hundehalterin ist ins Zwielicht geraten.

"Es reicht", bricht es aus dem Kleinenbremer Landwirt Horst Kriening heraus. Bis vor kurzem hatte er gehofft, dass die aufsehenerregenden Vorfälle zu Anfang des Jahres nur ein kurzer, böser Spuk gewesen sein könnten. Zwischen Mai und Juli waren kurz hinter einander vier seiner Lämmer und zwei Weidekälber gerissen worden (das MT berichtete). Als Angreifer wurden wildernde Hunde vermutet.

Danach passierte mehrere Monate lang nichts. Die Hundehalter seien durch die Presseveröffentlichungen aufgeschreckt worden, war im Dorfe zu hören. Doch die Ruhe trog. Dieser Tage wurden erneut zwei Tiere angegriffen.

Der erste Vorfall spielte sich vor etwa drei Wochen ein paar hundert Meter östlich des Kriening-Anwesens ab. Einem Schaf wurden Teile der Rückenpartie aufgerissen. Das Tier überlebte die Verletzungen nicht.

Der zweite Angriff geschah kurz vor Heiligabend. Ziel war eine Herde Krienings auf dem oberhalb von Kleinenbremen gelegenen Brinkhof-Areal. Das angefallene Lamm kam mit Bisswunden davon.

Das Wiederaufflammen der Hatzjagden hat Bauer Kriening in Rage gebracht. Er ist auf den Verkauf seiner Zuchttiere angewiesen. Da er nach ökologischen Grundsätzen wirtschaftet, ist die Haltung höchst arbeits- und kostenintensiv. Die Herden müssen bis zum Winter draußen auf der Weide versorgt werden. Die Wiesen liegen weit verstreut. Die meisten sind angepachtet.

Die zur Welt kommenden Kälber und Lämmer werden vom Muttertier großgezogen. Milcherträge fallen bei Kriening deshalb nicht an. Auch um den Verkauf muss er sich selber kümmern.

Besorgte Kommentare waren zunehmend auch in Kleinenbremen zu hören. Vor allem in Familien mit Kleinkindern machte sich Unruhe breit. Die meisten der getöteten Schafe und Kälber boten ein schreckliches Bild. Die Kadaver waren aufgebrochen. Einige Stücke schienen aufgefressen. Die vierbeinigen Opfer waren offensichtlich gehetzt, niedergezerrt und aufgerissen worden.

"Da sind beißwütige Hunde unterwegs", waren und sind sich die Kleinenbremer Jagdpächter Edo Büscher und Ortslandwirt Heinrich Werkmeister einig. Über Herkunft und Besitzer der vierbeinigen Jäger wurde viel spekuliert. Einen konkreten Anhaltspunkt gab es bisher jedoch nicht. Das sieht mittlerweile ein wenig anders aus.
Durch den letzten Anschlag kurz vor Heiligabend, bei dem das angegriffene Schaf überlebte, ist eine Hundehalterin aus Kleinenbremen in Verdacht geraten. Ihre drei Jack Russel-Terrier waren laut Zeugenaussagen an dem Vorfall beteiligt. "Wenn ich nicht mit dem Knüppel dazwischen gegangen wäre, wäre es dem Lamm dreckig gegangen", beschreibt Brinkhof-Besitzer Hans-Georg Tebbe die Situation.

Tebbe war durch plötzliches, lautes Getöse aus dem Haus gelockt worden. Zunächst habe er mehr an eine Balgerei der Tiere auf seiner Wiese gedacht. Die drei von ihm beobachteten Hunde seien kaum größer als seine Katze und hätten mit ihren kurzen Beinen bei den rasanten Spurts fast possierlich gewirkt. Aber dann habe er gesehen, wie sie das Schaf gezielt gehetzt, zu Boden gerissen und sich wie im Rausch in dem Tier verbissen hätten.

Hundehalterin in der Nähe

Die Folgen waren unübersehbar: Das trächtige Tier wies blutige Bisswunden am Körper, am Kopf und am Euter auf. Ganz in der Nähe entdeckte Tebbe die Hundehalterin. Sie gab an, dass ihr die Tiere erstmals und ausnahmsweise entwischt seien. Eine Verbindung zu den früheren Vorfällen schließt die 19-jährige Hundehalterin entschieden aus. Zur Tötung von größeren Tieren seien ihre gerade mal 20 Zentimeter großen und knapp fünf Kilo schweren Hunde gar nicht in der Lage.

Das sehen Horst Kriening und Hans-Georg Tebbe angesichts der Art und Weise des jüngsten Überfalls anders. Zwar komme das Terrier-Trio für die Angriffe auf die Weidekälber vermutlich nicht infrage, die todbringende Hatz auf Schafe sei den aggressiven Hunden aber durchaus zuzutrauen.

Jagdinstinkt eine besondere Eigenschaft

Jack Russel-Terrier seien von ihrer Veranlagung her mit einem ausgeprägten Jagd- und Beißinstinkt ausgestattet, haben sie sich von einem Fachmann erklären lassen. Die Hunde würden wegen dieser Eigenschaften denn auch gern bei der Hatz auf Schwarzwild eingesetzt. Ob und in welchen Fällen dieser Jagdtrieb auch in Kleinenbremen zum Tragen kam, wird möglicherweise juristisch entschieden. Beide, Horst Kriening und Hans-Georg Tebbe, wollen Strafanzeige erstatten.

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27.12.2001
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