Kleinenbremer beklagen Hinhalte-Taktik
Umbau der Tebbe-Kreuzung kommt nicht voran / Heine schreibt an den Bürgermeister / Weitere Untersuchungen nötig?

      

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Alles nur Makulatur? So könnte der neue Tebbe-Kreisel aussehen. In diesem gefähr- lichen Bereich stoßen Bückeburger Straße, Rintelner Straße, und die Straße An der Lieth aufeinander. Der Entwurf wurde vor Jahren im damaligen Landesstraßen- bauamt angefertigt.
Repro: Wilhelm Gerntrup

Von Wilhelm Gerntrup

Porta Westfalica-Kleinenbremen (gp). Haben sich die Kleinenbremer zu früh gefreut? Vor fast zwei Jahren hatte die Polizei den Umbau der so genannten Tebbe-Kreuzung zum Kreisel empfohlen. Doch bisher bewegte sich nichts.

"Für die Hinhalterei fehlt uns jedes Verständnis", ärgert sich Manfred Vogt, Chef des Dezernats für Verkehrsange- legenheiten bei der Kreispolizei. Seine Behörde hatte im März 2000 den Umbau der Kleinenbremer Tebbe-Kreuzung zum Kreisel empfohlen. Adressaten des dringlichen Vorschlags waren die Stadt Porta Westfalica und das Westfälische Straßenbauamt in Minden - mittlerweile in Landesbetrieb Straßen NRW umgetauft.

Unzufrieden ist Vogt vor allem mit der Stadt. Jetzt, wo endlich das Kleinenbremer Verkehrsproblem Nr. 1 gelöst werden könne, fehle es offensichtlich am nötigen Willen, um die Sache voranzubringen. Statt dessen hätten Politik und Verwaltung die Empfehlungen stillschweigend in der Schublade verschwinden lassen. Erst auf sein neuerliches Drängen bei der Verkehrschau Ende November habe Bürgermeister Hilmar Wohlgemuth zugesagt, sich nunmehr ernsthaft um die Aufnahme des Vorhabens ins Landes- straßenbauprogramm kümmern zu wollen.

Seinen Unmut gegenüber dem Bürgermeister hat inzwischen auch der Kleinenbremer Bezirksausschuss- vorsitzende Fritz Heine zum Ausdruck gebracht. Der CDU-Politiker hat - aufgeschreckt durch die Vogts-Attacke - einen Brief an Parteifreund Wohlgemuth geschrieben. "Wir sind enttäuscht, dass sich in der Angelegenheit trotz mehrfacher mündlicher Nachfrage bisher nichts getan hat", heißt es in dem auch im Namen der örtlichen Koalitionspartner FDP und Grüne abgefassten Papier. Der Bürgermeister wird gebeten, sich der Sache anzunehmen.

Heine kann sich beim Thema Tebbe- Kreuzung auf die einhellige Zustimmung im Bezirksausschuss stützen. Der hatte sich bereits vor gut anderthalb Jahren über den Polizei-Vorstoß gefreut. Vielleicht kriege man das Dauerproblem ja doch noch in den Griff, war zu hören.

Seit 30 Jahren redet man sich im Dorf Köpfe heiß

Hintergrund: Seit über 30 Jahren redet man sich im Dorfe wegen Verbesserungs- möglichkeiten die Köpfe heiß. Auch die Kreisel- Lösung stand schon mal zur Diskussion. Sie war vor gut sechs Jahren vom damaligen LSBA- Chef Karl-Heinz Gerold ins Gespräch gebracht worden. Das sei unterm Strich die einzig vernünftige Lösung, hatte Gerold erklärt.

Trotzdem landete sein Vorschlag, wie alle anderen zuvor, im Papierkorb. Grund: Nach den damaligen Vorschriften mussten Kreisel einen Mindestdurchmesser von 26 Metern haben. In Lütkenbremen stehen jedoch, da der Gleiskörper der Mindener Kreisbahn nicht einbezogen werden darf, nur 16 Meter zur Verfügung.

Was vor sechs Jahren noch zu wenig war, wäre jetzt mehr als genug. Seit geraumer Zeit werden von der Landesregierung bereits Mini-Kreisel ab 13 Metern Durchmesser als fortschrittliche Lösungen gepriesen. Der Verkehrsfluss funktioniere genauso wie bei großen Varianten. Einziger Unterschied: Omnibusse und Laster dürfen die Kreisinsel mit einer Achse überfahren.

Auf genau diese neue Vorschriftenlage hat bei ihrem Vorstoß die Kreispolizeibehörde aufmerksam gemacht. Die erhoffte positive Reaktion ist jedoch ausgeblieben. Wie die Stadt zeigen auch die Mindener Straßen- bauer kein besonderes Interesse. Noch sei überhaupt nicht klar, ob an der Tebbe- Kreuzung überhaupt Handlungsbedarf bestehe, weicht der zuständige Bereichs- leiter Mike Pannek aus. Um das beurteilen zu können, müssten zunächst genaue Untersuchungen über Verkehrsbelastung, Unfallsituation und Straßenzustand durchgeführt werden. Nach seiner Einschätzung gibt es, auch auf Portaner Gebiet, eine ganze Reihe dringlicherer Vorhaben.

Erinnerung an Rituale der Vergangenheit

Mit solchen Aussagen dürfte sich Planer Panneck bei den Lütkenbremern nicht viele Freunde machen. Dort fühlt man sich an Rituale in der Vergangenheit erinnert. Der Versuch, dem Problem mit immer neuen Gutachten zu Leibe zu rücken, brachte jedes Mal nur zusätzliche Untersuchungen, Vorschläge, Verkehrs- zählungen und Ortstermine. Letzten Endes versickerte dann alles in einem schier undurchdringlich scheinenden Paragraphen- und Zuständigkeitsgestrüpp. Außer dem Papier in den Verwaltungs- schubladen kreiselt da nichts, war bereits vor Jahren im Bezirksausschuß zu hören.

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19.01.2002
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