Einblicke in die Welt der Bergleute |
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Von Stefan Lyrath Porta Westfalica-Kleinenbremen (Ly). Gezählt hat die Stunden keiner. Vielleicht waren es 1500, wahrscheinlich mehr - die Zeit im heimischen Bastelkeller nicht mitgerechnet. Sicher ist nur, dass zwei Winter vergingen, in denen vier ehemalige Bergleute aus Porta Westfalica und ein Diplom-Ingenieur aus Obernkirchen fast jede Minute ihrer Freizeit opferten. Drei-, viermal pro Woche trafen sich die Männer im Kleinenbremer Museum für Bergbau und Erdgeschichte, manchmal vor und nach dem Mittagessen. Pünktlich zum diesjährigen Saisonauftakt an Ostern war die Arbeit getan. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Mit einem Modell vom Nammer Untertagebau im Maßstab 1:250 präsentiert das Museum eine weitere Attraktion. Gleichzeitig wurde damit quasi eine Trilogie vollendet. Der Abbau in der Kleinenbremer Grube Wohlverwahrt sowie in Wülpke, jeweils über und unter Tage, ist bereits seit längerer Zeit in maßstabsgerechter Verkleinerung unter Glas zu sehen, ebenfalls gebastelt von dem Quintett. "So etwas kann man nicht kaufen", meint Museumsleiter Dr. Gerhard Franke. "Allein Bergleute haben das Fachwissen, es herzustellen - jenen Einblick in ihre Welt, in alle Abbau- Verfahren." Gäste des Besucherbergwerks würden durch diese Sehhilfen auf das vorbereitet, was sie unter Tage erwarte - die Wirklichkeit des Bergbaus. Das Besondere am Nammer Modell, so Franke: "Hier werden die jetzt noch gültigen Abbau-Bedingungen dargestellt." Normalbürgern bleiben diese verborgen. Sie kommen nämlich nicht rein in den Stollen. Das ist jetzt auch nicht mehr nötig. Die früheren Bergleute Heinrich Harting, Friedrich- Karl Sturm, Alfred Kompe und Ulrich Scharnweber sowie Dipl.-Ing. Heinrich Schultze (Obernkirchen) haben kein Detail |
ausgelassen. Ihr Modell vom
Nammer Untertagebau orientiert sich an Grubenbildern, auf denen etwa die Höhen bis auf
den Zentimeter genau verzeichnet sind. Diese Daten wurden von den Bastlern zunächst auf
ein so genanntes Grundmodell mit Oberflächen, Hohlräumen und Geologie-Schichten
übertragen - und zwar ganz penibel. "Hätten wir nicht exakt nach Maßstab gearbeitet, wäre jetzt alles schief", erklärt Schultze. Von schief kann keine Rede sein. Verbaut wurden Profile aus Hartfaser-Platten, Styropor, Gips und Holz. Zum Schluss kam noch Farbe drauf. Häuser, Autos und Bäume, das ganze Drumherum halt, steuerte Alfred Kompe bei. Die Häuser wurden von ihm fotografiert und vermessen, bevor Kompe sie maßstabsgetreu verkleinerte. "Er ist der Filigran-Arbeiter", sagt Dr. Franke. Das dritte und vorerst letzte Modell im Museum zeigt den Haupt-Förderstollen in Nammen mit dem von dort in verschiedenen Verfahren vorangetriebenen Erzabbau. Außerdem wird der Versatz-Betrieb zur Sicherung dargestellt. Die Trilogie ist abgeschlossen. Doch auf die Modellbastler warten bereits neue Aufgaben. "Bei einer Dokumentation über Bohren und Sprengen, die Hauptaufgaben von Bergleuten, sind wir erneut auf ihre Mithilfe angewiesen", ermuntert Franke die Männer. Entsprechende Videofilme sind bereits abgedreht. Mit der Premiere ist innerhalb der kommenden Wochen zu rechnen. Das Kleinenbremer Museum für Bergbau und Erdgeschichte ist an Wochenenden, an Feiertagen sowie dienstags und freitags von 10 bis 16 Uhr geöffnet. copyright by mt-online.de 09.04.2002 Achtung: Artikel, Fotos und sonstige Informationen aus dem MINDENER TAGEBLATT / MT-ONLINE sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nicht ohne Einwilligung der Chefredaktion verwandt werden. |