Elegant wie eine vorgelagerte Silhouette
Für den Ausbau der Autobahnbrücke Kleinenbremen wird ein komplett neuer Viadukt hoch gezogen

      

wpe6.jpg (5309 Byte)

An dieser Seite der Kleinenbremer Talbrücke wird eine weitere Brücke gebaut. Die Arbeiten sollen im Herbst beginnen und zwei Jahre dauern. d-Foto: Wilhelm Gerntrup

Von Wilhelm Gerntrup

Porta Westfalica-Kleinenbremen (gp) Die Talbrücke Kleinenbremen ist einer der letzten Engpässe auf der Autobahn Hannover- Bielefeld. Zur Beseitigung des Nadelöhrs wird in den kommenden Monaten ein neuer, zweiter Viadukt hochgezogen.

Eigentlich sollte die Sanierung und Verbreiterung der 25 Meter hoch zwischen Kleinenbremen und Todenmann durchs Wesergebirge führenden Bauwerks schon zur Wetausstellung Expo im Jahr 2000 fertig sein. Doch das war wegen des finanziellen und vor allem auch technischen Aufwands nicht zu schaffen.

Das Brückenbauwerk muss nicht nur um zwei Standspuren erweitert, sondern zusätzlich von dem nach dem Krieg angebrachten Flickwerk befreit werden. Dazu zählen vor allem die Anfang der siebziger Jahre zur Aufnahme einer dritten Fahrspur angehängten Seitenelemente. Sie werden wieder abmontiert.

Außerdem müssen Spannbeton und Brückenauflage erneuert und verstärkt werden. Sie waren bei der Anbringung der Seitenteile auf ein Minimum reduziert und zurückgebaut worden. Sonst hätten die Brückenpfeiler das zusätzliche Gewicht nicht verkraften können.

Durch die jetzt vorgesehene Stabilisierung werden Fahrbahn und Brücke um zwei Meter höher. Das komme nicht nur der Tragekraft, sondern auch dem Aussehen des Bauwerks zugute, sagen die Fachleute.

Der 1939 erstellte Viadukt durchs Wesergebirge gilt als ästhetisch und handwerklich besonders gelungen. Daran hat auch die Zerstörung kurz vor dem Zusammenbruch nichts ändern können. Die Talbrücke war am 3. April 1945 auf Geheiß der Befehlshaber der zurückweichenden Wehrmacht gesprengt worden. Sieben Jahre später, Anfang Februar 1952, war sie wieder befahrbar.

Um den Viadukt verkehrs- und sicherheitstechnisch auf den neuesten Stand zu bringen, haben sich die Fachleute zum Bau eines komplett neuen, zweiten Brückenbauwerks entschlossen. Dies sei die beste und einfachste Möglichkeit, um die zusätzlich erforderlichen Standspuren einrichten zu können, heißt es. Der Neubau wird auf der (Kleinenbremer) Nordseite unmittelbar neben der alten Brücke hochgezogen. Er wird mit gut 20 Metern noch um etwa zwei Meter breiter als der Altbau ausfallen.

Da die Pfeiler und Rundbögen dank des technischen Fortschritts heutzutage wesentlich schlanker und leichter als vor 60 Jahren gestaltet werden können, soll die Neukonstruktion wie eine elegant geformte, vorgelagerte Silhouette wirken. Auch Farbe und Material werden harmonisch angepasst. Die Neue bekommt dieselbe helle Natursteinverblendung wie der Altviadukt. Der war 1939 aus Elbsandsteinblöcken gefertigt worden.

Mit den Beginn der Bauarbeiten rechnet Klaus Lampe, zuständiger Ressortchef beim Landestraßenbauamt Hannover, im Herbst. Die Niedersachsen sind, obwohl ein großer Abschnitt der Brücke auf NRW-Hoheitsgebiet steht, für die Abwicklung des Gesamtvorhabens zuständig. Die Bauzeit wird sich über rund zwei Jahre hinziehen.



copyright by mt-online.de
17.04.2002
Achtung: Artikel, Fotos und sonstige Informationen aus dem MINDENER TAGEBLATT / MT-ONLINE sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nicht ohne Einwilligung der Chefredaktion verwandt werden.