Übergangsheim an der Kleinenbremer Straße: Wieder
Asylbewerber oder völlig andere Nutzung? d-Foto: Stefan Lyrath
Von Stefan Lyrath
Porta Westfalica-Kleinenbremen (Ly). Vier Monate nach dem Auszug der Bewohner ist
über die künftige Nutzung des Übergangsheimes an der Kleinenbremer Straße noch nicht
entschieden. Möglich, dass erneut Asylbewerber einziehen.
"Deren Zahl wird wegen der Lage im Nahen Osten wieder steigen", prognostiziert
der erste städtische Beigeordnete Kai Abruszat. Er fügt hinzu: "Rechtlich sind wir
verpflichtet, diese Menschen unterzubringen, wenn wir sie von übergeordneten Behörden
zugewiesen bekommen." Wo, ist eine andere Frage. Eine völlig neue Nutzung des
früheren Hofes Prasuhn, der 1990 zunächst für die Unterbringung von 90 Aussiedlern
saniert worden war, sei allerdings auch nicht ausgeschlossen. Nur: "Das kostet
Geld", so Abruszat. In Kleinenbremen gibt es ein weiteres Heim, das noch bewohnt ist.
Dem örtlichen Ratsherrn Dieter Lichte schweben seniorengerechtes Wohnen oder Wohnen für
allein erziehende Mütter vor. Zunächst müssten freilich Investoren gefunden werden.
Zuletzt hatte die Situation an der Kleinenbremer Straße Lichtes Unmut erregt. Die
Bewohner waren zum Jahreswechsel ausgezogen - bis auf einen, der am 20. Februar den
Schlüssel abgab. Türen und Fenster wurden Ende März, kurz vor Ostern, von der Stadt mit
Spanplatten verrammelt.
In der Zwischenzeit hat Lichte offene Türen bei Tag und Nacht, brennende Lichter und
laufende Heizungen in dem eigentlich leer stehenden Haus beobachtet, das zudem
abgeschlossen sein sollte. "Anscheinend wurden Feten gefeiert", glaubt der
stellvertretende Bürgermeister. Obwohl er, Lichte, und andere Kleinenbremer wiederholt im
Rathaus angerufen hätten, habe sich "wochenlang gar nichts getan". |
|
Diesen Schuh zieht sich der
Technische Beigeordnete Stefan Mohme nicht an. "Von der Heizung über die
Kühlschränke bis zu den Fenstern wurde systematisch kontrolliert", sagt Mohme.
Abruszat ergänzt: "Ich habe das Ordnungsamt angewiesen, regelmäßig dorthin zu
fahren." Heute nimmt man in der Verwaltung
an: Der letzte Bewohner hatte zwar seinen Schlüssel abgegeben, sich aber einen
Nachschlüssel fertigen lassen, um weiter Zugang zu haben. Unterdessen wurde das Schloss
übrigens ausgetauscht. Der Befürchtung, während der Aufenthalte des Mannes könne
einiges zu Bruch gegangen sein, tritt Abruszat mit Nachdruck entgegen: "Die
städtische Liegenschaft befindet sich in einwandfreiem Zustand, die Substanz ist
hervorragend - ein Beispiel für gute Gebäudewirtschaft." Immerhin hätten dort
insgesamt rund 500 Menschen gelebt.
Dass in den letzten Wochen bei offenen Türen und Fenstern zumindest zeitweise Heizkosten
vergeudet wurden, gilt indes als sicher. "Nach den Zahlen für 2000 hat die Stadt
Kosten von jährlich rund 850 000 Euro für Energie und Wasser beziehungsweise Abwasser -
ohne Straßenbeleuchtung", sagt Dieter Lichte. "Obwohl einige Asylbewerberheime
inzwischen leer stehen, hat sich der Wasserverbrauch gesenkt - nicht aber der
Energieverbrauch." Angesichts der aktuellen Haushaltslage sei es "ein
Skandal", dass sich niemand um dieses Sparpotenzial kümmere.
Lichtes Vorschlag: "Für alle Gebäude Energiebeauftragte einsetzen - möglichst die
Hausmeister. Sie profitieren durch Prämien von den Einsparungen." Abruszat will
über den Vorschlag ("Ein Ansatzpunkt von vielen") nachdenken: "Ich bin
dankbar, wenn Bürger im Allgemeinen und Ratsmitglieder im Besonderen der Verwaltung
Hinweise geben." Extra einen Energiebeauftragten einzustellen, der sich dann um alle
Liegenschaften kümmert, ist aber offenbar kein Thema. Mohme: "Das können wir uns
nicht leisten."
copyright by mt-online.de
26.04.2002
Achtung: Artikel, Fotos und sonstige Informationen aus dem MINDENER
TAGEBLATT / MT-ONLINE sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nicht ohne Einwilligung
der Chefredaktion verwandt werden. |