Schnatgänger kamen gehörig ins Schwitzen
Kleinenbremer erlebten Landschaft und ihre Geschichte bei Spaziergang entlang der Grenzen ihrer Ortschaft

      

Während die Kleinenbremer Schnatgänger auf ihrem Rundkurs an den sonnigen Südhanglagen bereits einen Hauch von Vorfrühling spüren konnten, wartete das im Felsschatten gelegene Zechengelände noch mit einer eindrucksvoll eisigen Winterkulisse auf.Foto: Gerntrup

Von Wilhelm Gerntrup

Porta Westfalica-Kleinenbremen (gp). Sonnenschein beim Rundmarsch um den Ort: Trotz Minustemperaturen kamen die Schnatgänger gehörig ins Schwitzen. Mit der Wülpker Egge und dem Papenbrink standen zwei Gipfel der ersten (Weser- gebirgs-)Kategorie im Programm.

Nach der Begrüßung durch Heimatvereins- vorsitzenden Walter Caselitz zur traditio- nellen Grenzbegehung ging es vom Besucherbergwerk über den Museums- schaupfad zunächst zum früheren Tage- baufeld der Eisensteinzeche Wohlverwahrt. Das von Felsen und Halden umgebene Gelände mit seinen Stollenmundlöchern, ausrangierten Siebeinrichtungen und rostigen Laderampen präsentierte sich in malerischem Winterkleid.

Spürbar wärmer wurde es, als es entlang der Südkante des Steinbergs und weiter steil bergauf zur Wülpker Egge ging. An der Abbruchkante des Steinbruchs der Barbara Rohstoffbetriebe ist für Wanderer und Spaziergänger derzeit Schluss. So begnügten sich die Schnatgänger mit einem Blick in den gewaltigen, seit den massiven Erdrutschungen der letzten Zeit wild zerklüfteten Krater.

Danach zogen sie durch den Kleinenbremer Haineberg an der Eisberger Gemarkungsgrenze entlang zum Porta- Wanderweg hinunter. Beim Passieren von Eilendiekers Grund erfuhren die Schnat- gänger, dass es hier einst einen Diek, einen sumpfigen Teich, gegeben hat.

In Höhe des Ausflugslokals "Wanderers Ruh" ging es oberhalb des Uhlengrunds (Eulengrund) ins ehemals preußisch- hessische Grenzgebiet in Richtung Papenbrink weiter. Der Name der mit gut 300 Metern höchsten Erhebung des Wesergebirges weist auf die mittelalter- lichen Eigentumsverhältnisse hin. Der Berg war einst bischöflich-mindischer Papen-, also Pfaffenbesitz.

Das Gros der Schnatgänger nahm den Aufstieg über den steilen Serpentinpfad der Südwand in Angriff. Von oben bot sich eine seltene Panoramasicht. Die unter einem dichten Hochnebel liegenden Dörfer, Wälder und Felder wirkten wie konturen- und schwerelos. Dazwischen blitzte silbern das Weserband hervor.

Wanderführer Caselitz erläuterte die Entstehungsgeschichte der unterschied- lichen Gipfelbauten. Das älteste noch vorhandene Gemäuer ist die Schutzhütte Lutherstein. Sie wurde 1910 vom Bückeburger Gebirgsverein unter ihrem Vorsitzenden Georg König errichtet. Die Kleinenbremer nennen das eigenwillige Steinhaus auf ihrem Hausberg deshalb Königshütte.

Ein bewegtes Kapitel der Geschichte des 20. Jahrhunderts symbolisiert auch der dicht daneben gelegene Ebert-Stein. Gegen Ende der Weimarer Republik hatten hier die Kleinenbremer Sozial- demokraten zu Ehren des ersten deutschen Reichspräsidenten Friedrich Ebert (SPD) ein klotziges Steinmonument gebaut. Das ließ den NS-Anhängern im Dorf keine Ruhe. Sie zerstörten das Denkmal wenige Jahre später. Vor rund 25 Jahren legte der SPD-Ortsverein die heutige Erinnerungsstätte an.

Weit überragt werden alle geschichts- und schicksalsträchtigen Bauten auf der Anhöhe heutzutage von einem profanen Stahlgitterturm. Der Mast versorgt die Umgebung mit Fernseh- und Mobilfunksignalen.

Vom Papenbrink kehrten die Schnat- gänger am Schiewe- Steinbruch - neuerdings Barbara-Betriebseinheit Bergmannsglück - und an der alten Eikermannschen Steinkuhle vorbei zurück in die Dorfniederung. In Hartings Mühle hatten fleißige Helferinnen einen kräftigen Imbiss vorbereitet.


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25.02.2003
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