Fahrbahn in luftiger Höhe zerlegt
500-Tonnen-Kräne auf der Autobahn / Zweite Brücke wird hochgezogen

      

Spektakuläre Abbrucharbeiten auf der Talbrücke Kleinenbremen: Die Autobahn musste deshalb zwischen Porta Westfalica und Bad Eilsen gesperrt werden. Foto: Wilhelm Gerntrup

Von Wilhelm Gerntrup

Porta Westfalica-Kleinenbremen (mt). "Das bekommen auch wir Fachleute nicht alle Tage zu sehen", staunte Markus Brockmann beim Anblick der vier 500-Tonnen-Kräne auf der Autobahnbrücke Kleinenbremen.

Der Chef des Straßenbauamtes Hannover war Samstagabend extra zur Unterstützung seines Teams von der Leine zur Baustelle geeilt. Hintergrund: Die niedersächsische Behörde ist für Planung und Überwachung des Um- und Neubaus des mitten auf der Landesgrenze stehenden Viadukts zuständig. Die Arbeiten haben vor kurzem begonnen. Sie werden rund zwei Jahre dauern.

Am Wochenende nahmen die Ingenieure eine besonders aufwendige und technisch anspruchsvolle Teilaufgabe in Angriff. Mit Hilfe der Riesenkräne wurde die an der Nordseite des Brückenkörpers auf mehreren Kragarmen lagernde Seitenfahrbahn abmontiert. Sie war zusammen mit einem südlichen Gegenstück Anfang der siebziger Jahre zur Aufnahme einer zusätzlichen Fahrspur angeflickt worden.

Beim jetzigen Abbruch war Vorsicht geboten. Rund 25 Meter tiefer führt die Landesstraße L 866 unter die Brücke hindurch. Vorsorglich war die Fahrbahn mit einer meterhohen Sandschicht abgedeckt worden.




Um den gewaltigen Beton- und Stahlmassen überhaupt beikommen zu können, wurde die 170 Meter lange und vier Meter breite Fahrbahnplatte noch in luftiger Höhe in sieben Einzelteile zerlegt. Dann ließen die vier nebeneinander stehenden Schwerlastkräne die rund 150 Tonnen schweren, an Stahlseilen hängenden Einzelblöcke Stück für Stück zu Tal gleiten. Während der heißen Phase war die Straßenverbindung zwischen Kleinenbremen und Eisbergen sowie Todenmann gesperrt. Auch die Autobahn war von Samstag- bis Sonntagmittag zwischen den Anschlussstellen Porta Westfalica und Bad Eilsen nicht befahrbar. Entsprechend stark frequentiert waren die Umleitungsstrecken.

Auch in Zukunft werden A2-Nutzer mit Beeinträchtigungen rechnen müssen. Grund: Die Brückenauflage muss komplett ausgetauscht und verstärkt werden. Sie war bei der Anbringung der Seitenteile auf ein Minimum reduziert und zurückgebaut worden. Sonst hätten die Brückenpfeiler das zusätzliche Gewicht nicht verkraften können.

Als erstes wird jedoch auf der Kleinenbremer Seite ein neues, zweites Brückenbauwerk hochgezogen. Dies sei die beste und einfachste Möglichkeit, um die im Rahmen der vorgesehenen Fahrbahnverbreiterung zusätzlich erforderlichen Standspuren einrichten zu können, erläutert der örtliche Baustellenchef Eckhard Hofmeister.

Der Neubau wird unmittelbar neben der Altkonstruktion stehen und etwa zwei Meter höher ausfallen. Da die Pfeiler und Rundbögen dank des technischen Fortschritts heutzutage wesentlich schlanker und leichter als vor 60 Jahren gestaltet werden können, soll die Neukonstruktion wie eine elegant vorgelagerte Silhouette wirken.

Auch Farbe und Material werden harmonisch angepasst. Die Neue bekommt dieselbe helle Natursteinverblendung wie der 1939 erstellte Altviadukt. Der war 1939 aus Elbsandsteinblöcken gefertigt worden und gilt als ästhetisch und handwerklich hervorragend gelungen. Die Steine für den Neubau kommen aus der Eifel.

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12.05.2003
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