Mühle erwacht aus dem Dornröschenschlaf
In einem Jahr startet in Kleinenbremen die Turbine / 15 000 Euro Zuschuss vom Land / Mühle Nr. 43 auf Mühlenstraße

      

Besichtigung: Walter Caselitz, Vorsitzender des Heimatvereins, Jörg Rosenbaum vom Amt für Agrarordnung und Projektleiter Walter Kunz (v.l.) vor dem Wasserschacht, in den die Turbine der Mönkhoff-Mühle kommt. Foto: Stefan Lyrath

Von Stefan Lyrath

Porta Westfalica-Kleinenbremen (Ly). Nach mehr als 40 Jahren erwacht die 1961 geschlossene Kleinenbremer Mönkhoff-Mühle aus ihrem Dornröschenschlaf. "Bald drehen sich wieder die Räder", kündigte Walter Caselitz, Vorsitzender des Heimatvereins, gestern an. Bald - das soll in ziemlich genau einem Jahr sein.

Die Arbeiten zur Sanierung der 1810 erbauten Wassermühle beginnen Mitte September, spätestens Anfang Oktober. Seit sechs Jahren arbeiten die Kleinenbremer Heimatfreunde an ihrem Konzept, dieses Kulturerbe im Eigentum der Stadt Porta Westfalica zu erhalten. Manchen Rückschlag mussten sie verkraften. Jetzt wird wohl doch noch alles gut.

Das hat vor allem zwei Gründe: Erstens fördert das Bielefelder Amt für Agrarordnung das insgesamt rund 130 000 Euro teure Projekt (die Hälfte sind Materialkosten) mit 15 000 Euro aus dem Dorferneuerungsprogramm des Landes. Amtsleiter Jörg Rosenbaum übergab Caselitz ("Jetzt ist die Lücke in der Finanzierung geschlossen") gestern vor Ort die entsprechende Urkunde.

Zweitens konnte die gemeinnützige Beschäftigungsgesellschaft Euwatec (Löhne), eine europäische Werkstatt für Arbeit und Technik, zur Verwirklichung der Pläne gewonnen werden.



Gemäß einer Vereinbarung werden zehn arbeitslose Jugendliche und Sozialhilfeempfänger mit der Restaurierung der Mühle beschäftigt. Das macht die andere Hälfte der Kosten aus. Finanziert werden die jungen Leute vom Arbeitsamt. Sie sollen dadurch bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt bekommen. Ursprünglich sollte eine andere Beschäftigungsgesellschaft die Personalleistungen übernehmen. "Es scheiterte an der desolaten wirtschaftlichen Lage", erinnerte Caselitz. Damals war das Vorhaben des Heimatvereins noch etwas weiter gegangen. Auch der Anbau der Mühle sollte saniert und umgebaut werden. Das hätte etwa eine viertel Million Euro gekostet. Unterdessen wurde davon Abstand genommen.

Die Mönkhoffsche Mühle, eine von ehemals sechs Wassermühlen im Dorf, wird bald 200 Jahre alt - dennoch weist sie in die Zukunft. Durch den vom EMR bereits zugesagten Einbau einer Turbine wird Strom erzeugt - Strom aus erneuerbaren Energien. Das kleine Kraftwerk, das aus dem Mühlenbach gespeist wird, soll sinnvoll eingesetzt werden. Der Strom könnte der Öko-Siedlung "An den Forellenteichen", die gerade nebenan entsteht, zur Verfügung gestellt werden. Stichwort: Wärme aus dem Bach (das MT berichtete).

An den Kosten für das neue Kleinenbremer Mühlen-Projekt hat sich auch die Stadt mit einem Zuschuss beteiligt, Caselitz zufolge 30 000 Euro. Das war’s dann auch. "Wir haben offene Ohren, aber ein verschlossenes Portemonnaie", erteilte Bürgermeister Hilmar Wohlgemuth weiteren Wünschen gestern von vornherein eine Absage. Der Rest des Geldes kommt laut Caselitz überwiegend von privaten Sponsoren und Vereinen.

Einen Zuschuss zugesagt habe der Kreis Minden-Lübbecke. Die proArbeit GmbH, eine Gesellschaft des Kreises, habe Einsparungen in Höhe von rund 18 000 Euro ermöglicht. Mit dem Kleinenbremer Projekt bekommt die Westfälische Mühlenstraße Zuwachs - Mühle Nummer 43. Auch wenn Betrieb und Unterhaltung der übrigen 42 eigentlich schon genug Arbeit machen: Kreisheimatpfleger Dr. Gerhard Franke, der gestern für den Kreis-Mühlenverein sprach, ist an Mönkhoffs Mühle besonders interessiert. "Ein technisches Highlight", meinte er.

Bereits seit langem wieder in Betrieb ist die Hartingsche Mühle in Kleinenbremen, angetrieben von einem Holzwasserrad. Beide zusammen, findet Caselitz, ergänzten sich perfekt.

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07.08.2003
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