Pikante Begebenheiten auf drögem Platt
Bauer Paul bringt Lütkenbremer beim "Ahnebeier-Sommer" zum Lachen / Bunte Umzüge und Feiern zum Erntefest

      

Seit vielen Jahren Hauptakteure des "Lütkenbremer Ahnebeiers": Großbauer Paul (Dobrinsky) und Kranzmädchen Anke Horn-Blumberg. Links Festorganisator Heinrich Werkmeister. Foto: Gerntrup

Von Wilhelm Gerntrup

Porta Westfalica-Kleinenbremen (gp). Ob die Störung der dörflichen Garagenantriebe durch die Funkwellen vom Sendemast auf dem Papenbrink, oder die Folgen einer Klimakatastrophe für den Mühlenbach ("wenn sik de Pinguine nachts achtern Schützenhus sammelt") - beim Kleinenbremer Erntefest kam mal wieder viel Interessantes aus dem Dorfleben zur Sprache.

An die 450 Einwohner hatten sich eingefunden, als Bauer Paul (Dobrinsky) in drögem Platt und mit todernstem Gesicht eine Fülle pikanter Begebenheiten zum Besten gab.

Sein Vortrag war und ist traditioneller Höhepunkt des "Lütkenbremer Ahnebeier-Sommers". Die Zuhörer auf dem Festplatz an der "Schönen Aussicht" kamen aus dem Schmunzeln nicht heraus. Vor allem die Dorfgrößen kriegten ihr Fett ab.

Bauer Paul: "Wi hewet in Lütkenbremen eigentlich ollens, wat man in Dörpe so hebben mot. Wi hewwet en Pastur - un bi Ahldages gift et taun Aftenkoken (Erbsenkochen) den passenden Pott. Wi hewwet extra Doktors för de Weihdore (Schmerzen) in’n Buke un för dat Gebiß. De Afteiken (Apotheke) lewert Pillen gegen Rheuma un gegen tau dünnen Schiß.

Jetzt woll man sogar man konn et gor nich truen (nicht glauben), An’n Flugplatz in Fehle en Krematorium buen. Use Bürgermester-Stellvertreter Dieter Lichte was tauerst davör, Is doch klor - hei krech taun fejen en Schostein (Schornstein) mehr.

No veelen Sitzungen würn de groten Pläne e’storben Dorbie hall de Bedriewer düchtig för dat nije Geschäft e’worben. Achter de Hand was tau hürn, dat jeder Politiker, der dorvör de Hand heben woll Tau Belohnung ne persönliche Friekorten (Freikarte) hebben scholl."

Werbung für Erhalt der Dorfgemeinschaft

Vor dem Auftritt des Erntebauern hatte sich Kranzmädchen Anke (Horn-Blumberg) in plattdeutschen Reimen an die Einwohner gewandt und für den Erhalt der Dorfgemeinschaft und des Erntefestes geworben. In die gleiche Kerbe schlugen auch Bezirksausschussvorsitzender Fritz Heine und dessen Ratskollege Dieter Lichte, der sich in seiner Funktion als stellvertretender Bürgermeister zu Wort meldete.

Ortslandwirt Heinrich Werkmeister bedankte sich im Namen des Veranstalterkreises für die vielfältige Unterstützung bei den Vorbereitungsarbeiten. Zwischen den Ansprachen spielte der Posaunenchor. Optisches Highlight war einmal mehr die Volkstanzgruppe in ihrer schmucken schaumburger Tracht.

Zum Auftakt der dreitägigen Veranstaltung hatte es am Freitag einen Beatabend gegeben. Der Samstag begann mit dem traditionellen Toltern. Gut dreißig Helferinnen und Helfer zogen auf geschmückten Wagen durchs Dorf, um die Einwohner persönlich zum Fest einzuladen.

Zwölf Vereine zogen festlich durchs Dorf

An vielen Haustüren wurde ein ordentlicher Schluck eingeschenkt. Eine besondere Überraschung hatte Rabüntehof-Besitzer Hermann Gärtner vorbereitet. Er lud das Tolter-Team zum Mittagsmahl auf seine Deele ein. Zu Ende ging der Tag mit einem gemütlichen, gut besuchten Abend in Bekemeiers Saal, wo die Band "The Voices" zum Tanz aufspielte.

Der Erntefestsonntag begann mit einer Plattdütsken Kerken. Die Predigt hielt der pensionierte Pastor Wilhelm Dullweber aus Frotheim. Danach startete der Festumzug durchs Dorf. Zur Freude der Veranstalter machten zwölf Vereine und Straßengruppen mit liebevoll geschmückten Wagen mit.

Dankbar begrüßt wurde auch die zur Verstärkung angereiste Truppe aus Nammen. Nach der Rückkehr und den Erntereden stand zum Tagesausklang nochmals ein gemütliches Beisammensein in der Schönen Aussicht auf dem Programm.

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04.09.2003
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