Blindgänger auf Geburtstagsfeier "entdeckt"
Kampfmittelräumdienst beginnt mit der Entschärfung der Bombe heute Mittag / Neubaugebiet Feldrain wird evakuiert

      

Die Fünf-Zentner-Bombe liegt zwei Meter tief in einem Acker. Ein Bagger leistete gestern die Vorarbeit, damit Friedhelm Schnittger (l.) sich heute an die Arbeit machen kann. MT-Foto: Haunhorst

Von Dirk Haunhorst

Porta Westfalica-Kleinenbremen (mt). Die Bewohner des Neubaugebietes Feldrain müssen heute Mittag ihre Häuser verlassen. Grund dafür ist die Entschärfung einer fünf Zentner schweren Bombe, die im Zweiten Weltkrieg abgeworfen wurde.

"Im Umkreis von 250 Metern wird evakuiert", teilte der Erste Beigeordnete der Stadt Kai Abruszat gestern bei einem Ortstermin mit. Betroffen sind in erster Linie die Kleinenbremer, die zwischen der Fundstelle amFeldrain und der Bückeburger Straße wohnen. Von 13 bis voraussichtlich 16 Uhr wird ihnen die Grundschule als vorübergehende Bleibe angeboten. Gestern Nachmittag haben Mitarbeiter des Ordnungsamtes die Anwohner informiert.

Die Bombe liegt zwei Meter tief in einem Acker. Gestern hat ein Bagger damit begonnen, sie vorsichtig frei zu legen. Erst heute im Laufe des Vormittags wird der Experte vom Kampfmittelräumdienst aus Detmold das 250 Kilo schwere Stück zu sehen bekommen. Friedhelm Schnittger hofft, dass der Zünder nicht verbogen ist. "Wenn doch, würde die Entschärfung verzögert."

Erheblich komplizierter könnte es sogar werden, wenn die Bombe keinen Aufschlagzünder, sondern einen chemischen Zünder hat. Bei solchen Langzeitzündern wird gewöhnlich nach dem Aufschlag eine Glasampulle mit dem Lösungsmittel Aceton zerstört. Die Säure frisst sich durch eine Zelluloidscheibe, die eine gespannte Feder schützt. Wird die Scheibe zerstört, entspannt sich die Feder und als Folge dieser Kettenreaktion schlägt der Bolzen auf den Zünder und . . . Diene Entschärfung eines Säurezünders wäre wohl nur per Maschine und Fernsteuerung möglich.

Schnittger geht jedoch davon aus, dass er es in Kleinenbremen mit einem herkömmlichen Zünder zu tun hat. "In dieser Gegend sind bislang nur solche gefunden worden." Der Entschärfung der Fünf-Zentner-Bombe sieht er ruhig entgegen. Sie sei ein mittlerer Brocken. "Bei Bielefeld wurden schon Bomben gefunden, die vier, fünf Tonnen wogen." Gleichwohl - läge die Bombe in Kleinenbremen nicht zwei Meter in der Erde, sondern obenauf, müsste im Umkreis von zwei Kilometern evakuiert werden. Für alle Fälle.

Die Bombe wurde übrigens auf ungewöhnliche Weise entdeckt. Werner Drinkuth, ehemaliger Kleinenbremer, der heute in Eisbergen lebt, war Anfang dieses Jahres zu einer Geburtstagsfeier bei Heinrich Prasuhn eingeladen. Auch Bürgermeister Hilmar Wohlgemuth saß mit am Tisch, als man über alte Zeiten redete. Dabei erwähnte Drinkuth einen amerikanischen Fliegerangriff Ende 1944, bei dem eine Bombe abgeworfen wurde, die nicht explodierte. Hilmar Wohlgemuth griff sofort zum Handy und rief den zuständigen Dezernenten Kai Abruszat an, der die weitere Untersuchung veranlasste.

Die Erinnerung täuschte Drinkuth nicht: ziemlich genau an der Stelle des Ackers, an der er damals die Bombe hatte aufschlagen sehen, wurde sie mit einer Magnetsonde geortet. Man kam dann mit dem örtlichen Landwirt überein, mit der Bergung bis nach der Ernte zu warten, weil von der Bombe keine unmittelbare Gefahr ausgehe. Ordnungsamtsleiter Reinhard Busch: "Sie liegt dort schließlich schon fast 60 Jahre."

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04.09.2003
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