Steinvorkommen reichen für 30 Jahre Abbau
Bezirksausschuss besichtigt unterirdische Barbara-Betriebsstätte Bergmannsglück / "Keine Versatzeinlagerung"

      

Kraftpaket aus Finnland: Die eine Million teure Maschine der Firma Tamrock schafft den untertägigen Gesteinsabbau fast im Alleingang. Foto: Wilhelm Gerntrup

Von Wilhelm Gerntrup

Porta Westfalica-Kleinenbremen (gp). Tief im Innern des 300 Meter hohen Papenbrinks wurde jetzt der erste, komplett unter der Erde betriebene (Kalk-) Steinbruch innerhalb des Wesergebirges eröffnet. Bislang wurden hierzulande nur klassische Bodenschätze wie Kohle und Eisenerz unter Tage abgebaut.

"Keine Waldrodungen, keine zusätzliche Landschaftszerstörung, keine Einlagerung von Abfall und Versatz und auch keinerlei Beeinträchtigung durch Lärm und Staub" - so beschrieb Geschäftsführer Martin Ziegler von den Barbara-Rohstoffbetrieben aus Nammen die neue, "Bergmannsglück" getaufte Betriebsstätte. Dann führte er die Mitglieder des Bezirksausschusses Kleinenbremen/Wülpke durch die neu geschaffenen Hohlräume und Anlagen.

Alle technischen Einrichtungen, darunter auch die Förder- und Siebanlagen, befinden sich unter der Erde. Das zerkleinerte Gestein kommt über Förderbänder ans Tageslicht und wird direkt am Stollenmundloch in Lastwagen gekippt. Bei der Erschließung konnte und kann die Barbara ein vor 40 Jahren in den Berg vorgetriebenes Stollensystem nutzen. Damals wurde das stark eisenhaltige Papenbrink- Gestein noch als Zusatzerz bei der Eisen- und Stahlschmelze genutzt. Die noch vorhandenen Abbaureserven werden auf 16 Millionen Tonnen geschätzt. Das Meiste davon ist hochwertiges, zum Teil an die Qualität von Basalt heranreichendes Gestein - "deutlich besser als die Wülpker Vorkommen", so Bergingenieur Ziegler.

Zuständige Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde ist das Bergamt Kamen. Grund: Der Zugangsstollen und der weitaus größte Teil des Abbaugebietes liegen auf nordrhein-westfälischer Seite. Die Gesamtlagerstätte dehnt sich über etwa 16 Hektar von der Steilwand des Ex-Schiewe-Steinbruchs aus in Richtung Südosten bis zur Autobahn hin.

Die Betriebsdauer von Bergmannsglück bezifferte Ziegler auf rund 30 Jahre. Die Jahresproduktion ist auf 300 000 bis 400 000 Tonnen ausgelegt, kann aber bei Bedarf bis auf eine halbe Million Tonnenhoch gefahren werden.

Bergmannsglück löst Wülper Egge ab

Bis es soweit ist, wird aber noch einige Zeit ins Land gehen. Der größte Teil der erforderlichen Räumlichkeiten und Anlagen ist noch im Bau. Allein zur Unterbringung der Silos sowie Sieb- und Brechanlagen muss noch ein 270 Meter langer und neun Meter breiter Hallenhohlraum gesprengt werden. Die "Vorrichtungs- und Einrichtungsphase" kann sich laut Ziegler noch bis ins Jahr 2006 hinziehen. Das ist in etwa der Zeitpunkt, zu dem mit dem endgültigen Aus für den Übertagesteinbruchbetrieb auf der Wülpker Egge gerechnet wird.

Mit Bergbau im althergebrachten Sinne hat der unterm Papenbrink praktizierte Gesteinsabbruch wenig gemein. Für die Durchführung aller anfallenden Arbeiten werden höchstens sieben Leute benötigt.

Alles andere erledigt eine 20 Meter lange und 42 Tonnen schwere Maschine. Über drei computergesteuerte Bohrlafetten kann pro Arbeitsgang ein 60 Quadratmeter großer Stollen sechs Meter tief in den Berg vorgetrieben werden. Dabei werden auf einen Schlag bis zu 1300 Tonnen Gesteinsmasse freigesetzt. Das aus Finnland stammende Gerät hat die Barbara eine Million Euro gekostet.

Ziegler: Gefährdung ist ausgeschlossen

Beruhigt zeigten sich die Kleinenbremer und Wülpker Einwohnervertreter über Zieglers Aussagen zum Thema unterirdische Sprengungen. Eine Gefährdung oder Belästigung der Einwohner von Kleinenbremen und/oder Todenmann sei ausgeschlossen, so der Barbara-Repräsentant. Nach seiner Darstellung werden Wohngebiete durch den Untertagebetrieb kaum oder gar nicht berührt.Außerdem gebe es strenge Vorschriften.

Keine Einwände von Seiten der Bezirksausschussmitglieder gab es auch wegen des zu erwartenden Mehrverkehrs. Immerhin ist mit zusätzlich bis zu 14 Lkw-An- und Abfahrten pro Stunde zu rechnen. Zehn davon werden sich durch Kleinenbremen/Nammen bewegen. Der Rest geht durch Rinteln und Todenmann.

Die noch vor einem Jahr lautstark geäußerten Bedenken sind offensichtlich aufgrund der neu begründeten strategischen Partnerschaft zwischen Ortspolitik und Firmeninteressen verstummt. So haben sich die Barbara-Verantwortlichen zur Übernahme der Vorfinanzierungskosten für den neuen Tebbe-Kreisel bereiterklärt. Außerdem trat die Firma als Sponsor beim kürzlich fertiggestellten Kleinenbremer Dorfplatz hervor.


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12.11.2003
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