Kreisel wird Anfang 2004 gebaut
Planungen für Tebbe-Kreuzung im Bezirksauschuss vorgestellt / Seltsame Spitzkehre

      
Von Wilhelm Gerntrup

Porta Westfalica-Kleinenbremen (gp). Nach langem Hin und Her ist es jetzt amtlich: Der seit langem diskutierte Tebbe-Kreisel in Kleinenbremen wird Anfang des kommenden Jahres gebaut.

"Das wird ein einmaliges Konstrukt", beschrieb Straßenbauingenieur Rolf Rabe den künftigen "Mini-Kreisverkehrsplatz" (KVP). Der Mitarbeiter der NRW-Straßenbauniederlassung Minden stellte das Vorhaben im Bezirksausschuss vor. Bei der Fertigstellung des Konzepts hätten ihn und seine Kollegen "planerische Bauchschmerzen" geplagt, verriet Rabe den Einwohnervertretern.

Die konnten das gut nachvollziehen. Schließlich ist ihnen die Problemzone bestens bekannt: Im Einmündungsbereich der Bückeburger (L 866) in die Rintelner bzw Mindener Straße (L534/L866) fließt in einer unübersichtlichen Streckenführung zusätzlicher Verkehr aus der Kreisstraße K 22 (Kleinenbremer Straße) und aus der Wohnstraße "An der Lieth" zu. Eine besondere Abnormität stellt laut Rabe dabei die "Spitzkehre" zwischen Rintelner Straße und Dorfstraße) dar. Eine weitere Herausforderung sei der Ausgleich des Gefälles gewesen.

Um trotzdem einen funktionierenden Kreisverkehrsfluss hinzubekommen, wird die Anbindung der "Lieth" aus dem "Mündungswirrwarr" weg in Richtung Wülpke verlegt. Für Fußgänger und Radfahrer gibt es bauliche und optische Überquerungshilfen. Ansonsten funktioniert der Mini-KVP genauso wie die ausgewachsenen Varianten. Wer im Kreis ist, hat Vorfahrt. Der einzige Unterschied: Omnibusse und Lastwagen dürfen, wenn nötig, mit einer Achse die Kreisinsel überfahren. Die ist deshalb nur durch eine niedrige Bordsteinkante abgesetzt.

Kein Platz für Blumen und Kunstwerke

Für Blumen oder Kunstwerke bleibt kein Platz. Die Fläche wird, wie das ganze Fahrbahnsystem, asphaltiert. Mit einem Durchmesser von 21,5 (außen) und 12,5 Metern (innen) erfüllt das Konstrukt gerade noch die in NRW für Kreisel geltenden Mindeststandards.

Mit der jetzt zugesagten Lösung zeichnet sich ein Ende der rund 30 Jahre im Dorf geführten Dauerdiskussion um die Tebbe- Kreuzung ab. Die Liste der während dieser Zeit im Bezirksausschuss erörterten Vorschläge ist bunt und lang. Auch eine Kreisel-Lösung stand schon mal zur Diskussion. Sie war vor gut sechs Jahren vom damaligen Chef des Landesstraßenbauamtes (LSBA) Karl-Heinz Gerold ins Gespräch gebracht worden. Der Vorschlag landete, wie alle anderen zuvor, im Papierkorb. Grund: Nach den damals geltenden Vorschriften duften nur Kreisel mit einem Mindestdurchmesser von 26 Metern gebaut werden - zuviel für die beengten Lütkenbremer Verhältnisse.

Doch dann kam, für viele überraschend, neue Hoffnung auf. In einem geharnischten Brief machte die Kreispolizei in Minden die Stadt Porta und das mittlerweile in Landesbetrieb Straßen NRW umgetaufte LSBA im März 2000 darauf aufmerksam, dass aufgrund veränderter Vorschriftenlage eine Kreisellösung nunmehr möglich sei und wegen des besonderen Gefahrenpotentials vordringlich realisiert werden müsse. Hintergrund: Der heutige Ministerpräsident und damalige NRW-Verkehrsminister Peer Steinbrück hatte bereits ein Jahr zuvor die Mindestanforderungen deutlich nach unten korrigiert. In einem Erlass zu Einsatz und Gestaltung von Mini-Kreisverkehrsplätzen ist nur noch von einem Kreisel-Limit von 13 Metern die Rede.

Zinslast übernimmt Unternehmen Barbara

Als sich Stadt und Landesstraßenbaubetrieb durch die Polizisten aufgeschreckt schließlich ans Werk machten, waren die öffentlichen Kassen leer. Nach längerem Tauziehen hinter den Kulissen kam es Ende letzten Jahres zu einem Deal. Danach wird die rund 140 000 Euro teure Bau mit Rückendeckung des Landes von der Stadt per Kredit vorfinanziert. Die Zinslast in Höhe von 30 000 Euro übernehmen die Barbara- Rohstoffbetriebe. Der Firma wurde - quasi als Gegenleistung - die Abfuhr der Schwerlasttransporte über den Kreisel (und die anderen Portaner Straßen) genehmigt.

Wie berichtet, wird im Zuge der Inbetriebnahme des neuen Papenbrink-Steinbruchs Bergmannsglück der LKW-Verkehr um bis zu zehn Schwerlasttransporten pro Stunde zunehmen.



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13.11.2003
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