
An der Nordseite des Autobahn-Viadukts
wachsen derzeit langsam, aber sicher, die Pfeiler für ein zweites, dicht
daneben stehendes Brückenbauwerk in die Höhe.Foto: Wilhelm Gerntrup
Von Wilhelm gerntrup
Porta Westfalica-Kleinenbremen (gp). "Alles im Plan",
beschreibt Eckhard Hofmeister vom Straßenbauamt (SBA) Hannover den
Fortgang der Arbeiten an der Autobahnbrücke bei Kleinenbremen.
Die niedersächsische Behörde ist für Sanierung und Erweiterung auf der
Landesgrenze stehenden Überführung zuständig. Hofmeister kümmert sich
um die Überwachung der Baumaßnahme vor Ort.
Unter seiner Regie wachsen derzeit an der Nordseite des Viadukts die
Pfeiler für ein zweites, eigenständiges Brückenbauwerk in die Höhe. Es
wird etwa zwei Meter höher ausfallen als der alte, 1939 im Zuge des
Autobahn-Neubaus errichtete Teil.
Auf der neuen Brücke soll der Ost-West-Verkehr Hannover- Bielefeld fließen.
Neben den drei Fahrbahnen wird es eine Sicherheits-Standspur geben. Die
Altbrücke bleibt dem ebenfalls auf drei Fahrbahnen (plus Standspur)
rollenden Gegenverkehr vorbehalten.
Mit der Sanierung der Talbrücke wird einer der letzten Engpässe auf der
weitgehend sechsspurig ausgebauten A 2 beseitigt. Eigentlich wollten die
Straßenbauer mit dem Kleinenbremer Vorhaben schon vor Expo 2000 fertig
sein. Doch das war aus Kosten-, aber auch aus Zeitgründen nicht zu
schaffen.
|
|
So musste die alte Brücke zunächst in großem
Stil zurückgebaut und von tonnenschwerem Flickwerk befreit werden. Anfang
der siebziger Jahre waren auf beiden Seiten (Not-) Fahrbahnplatten angehängt
worden. Sie wurden im Mai dieses Jahres im Rahmen einer spektakulären
Abrissaktion wieder abgetrennt, zersägt und von riesigen Kränen an
Stahlseilen zu Tal gelassen.
Mit der Fertigstellung des neuen Viadukts rechnen die Straßenbauer im
Herbst nächsten Jahres. Vom rein technischen Ablauf her hätte man das
sogar noch ein bisschen früher schaffen können, erläutert SBA- Chef
Markus Brockmann die Terminvoraussage. Doch das hätten die angestammten
und alteingesessenen Untermieter der Brücke nicht mitgemacht.
Hintergrund: Der Alt-Viadukt ist ein wichtiges Winterquartier für Fledermäuse.
Regelmäßig zu Beginn der Frostperiode kehrt dorthin eine große Kolonie
des Großen Abendseglers zurück. Die sechs bis acht Zentimeter langen und
bis zu 45 Gramm schweren Tiere hängen sich kopfüber in einer ganz
speziellen, alle Bögen in großer Höhe durchziehenden Mauerspalte auf.
Ihre Zahl wird auf über 500 geschätzt.
Die Sommermonate pflegt die Art in waldreichen, oft viele hundert
Kilometer von ihrem Winterschlafplatz entfernt liegenden Jagdgründen zu
verbringen. Warum sich die hoch sensiblen Tiere ausgerechnet die
Kleinenbremer Autobahnbrücke ausgesucht haben, ist noch weitgehend
unerforscht. Die Kolonie war vor einigen Jahren von dem Obernkirchener
Fledermausexperten Christian Abel entdeckt worden.
Seitdem wird die Entwicklung des Bestandes von Naturschutzbehörden und
Fachleuten aufmerksam beobachtet. Gemeinsam mit den Straßenbauern wurde
schon früh eine Terminplanung zum Schutz der Nachtschwärmer entwickelt.
copyright by mt-online.de
27.11.2003
Achtung: Artikel, Fotos und sonstige Informationen aus dem MINDENER
TAGEBLATT / MT-ONLINE sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nicht ohne Einwilligung
der Chefredaktion verwandt werden.
|