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Sie sind auf der Suche nach einer Lösung:
(von rechts) Kreisheimatpfleger Dr. Gerhard Franke,
Heimatvereinsvorsitzender Walter Caselitz und Projektleiter Walter Kunz
vor dem neu entdeckten Fachwerkbau.Foto: Wilhelm Gerntrup
Von Wilhelm Gerntrup
Porta Westflaica-Kleinenbremen (gp) "Ein Abriss wäre Sünde."
Kreisheimatpfleger Dr. Gerhard Franke unterstützt eine eiligst in
Kleinenbremen gestartete Rettungsaktion. Es geht um die Erhaltung eines
alten, mitten um Dorf stehenden Fachwerkhauses.
Das Gebäude galt bis vor kurzem als wertloses und überflüssiges Anhängsel
der Mönkhoff-Mühle und sollte im Rahmen der jetzt angelaufenen Mühlensanierung
beseitigt werden. Beim Abschlagen der Außenverkleidung kam jedoch ein
hochinteressantes Bauwerk zum Vorschein. Im Dorf wächst die Zahl derer,
die sich für die Erhaltung des Hauses stark machen. Quasi über Nacht hat
sich das Kleinenbremer Dorfpanorama deutlich verändert.
Für den neuen Akzent sorgt ein nur wenige Schritte von Kirche und Schule
entfernt freigelegter Fachwerkbau. "Eine echte Bereicherung",
findet nicht nur Heimatvereins-Vorsitzender Walter Caselitz. Er sei
bereits von vielen Einwohnern auf die Neuentdeckung angesprochen worden.
Auch die zu Rate gezogenen Denkmalschützer hätten sich begeistert
gezeigt.
Nicht ganz so einhellig ist die Reaktion der örtlichen Parteigrößen.
Bezirksausschussvorsitzender Fritz Heine (CDU), in Personalunion
Vorsitzender des neuen Kleinenbremer (Zweit-) Heimatvereins
Dorfgemeinschaft e.V., warnt davor, sich zu übernehmen. SPD-Stadtrat
Dieter Lichte hingegen sieht die Chance, dem Ortskern noch mehr
unverwechselbares Profil zu geben. "Wir sollten alles tun, um das
ortsbildprägende Bauwerk zu retten."
Ob das gelingt, hängt vor allem davon ab, ob kurzfristig zusätzliches
Geld locker gemacht werden kann. Nach überschlägigen Berechnungen würde
allein die Bestandssicherung ungefähr 60 000 Euro kosten. Das ist in etwa
der gleiche Betrag, den die Heimatfreunde für das bisher verfolgte
Sanierungskonzept eingeplant haben. Es sieht eine kleine, auf die
Erhaltung des etwa 40 Quadratmeter großen Kerns der Mönkhoff-Mühle
beschränkte Lösung vor. Die Räumlichkeit soll zu einem Besuchs- und
Informationszentrum für Naturenergie ausgebaut werden (das MT
berichtete).
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Ein etwa doppelt so großer Anbau war während
der Voruntersuchung als wenig wertvoll und entbehrlich eingestuft worden.
Ausschlaggebend dafür dürften der unansehnliche Erhaltungszustand und
die hässliche Außenverkleidung aus Eternitplatten gewesen sein. Der Bau
sei vermutlich erst in neuerer Zeit an die Mühle "angeflickt"
worden, so die Aussage der Gutachter.
Doch das stellte sich während der
Abbrucharbeiten schnell als Fehleinschätzung heraus. Nach dem Abschlagen
des Innenputzes und der Außenverkleidung kam ein architektonisch gut
gestalteter und zudem offensichtlich sehr alter Fachwerkbau zutage. Er
stand vermutlich schon da, als vor 200 Jahren die Mühle in Betrieb
genommen wurde. Einiges deutet darauf hin, dass es die Leibzucht
(Alterssitz) des Hofes war.
Das Mönkhoff-Anwesen ist eine der ältesten Kleinenbremer Siedlerstätten.
Der erste schriftliche Hinweis stammt aus dem Jahre 1608. Der damalige
Besitzer war ein gewisser Johann Schwarze. Ältere Kleinenbremer sprechen
deshalb heute noch vom "Schwarten-Hof". Heute gehört das Areal
der Stadt. Vor acht Jahren kam der Heimatverein auf die Idee, die Mühle
vor dem Verfall zu retten.
Wo das Geld für die Rettung des neu entdeckten Gebäudes herkommen soll,
ist noch unklar. Die an der bisherigen (kleinen) Lösung beteiligten
Hauptgeldgeber Stadt (30 000 Euro) und Land (15000 Euro) haben bereits
abgewinkt. Auch eine Ausdehnung und Aufstockung der Arbeitsbeschaffungsmaßnahme,
die derzeit im Gesamtwert von 162000 Euro vom Arbeitsamt Herford, dem
Europäischen Sozialfonds und der Pro Arbeit GmbH eingebracht wird und in
die zehn arbeitslose Jugendliche eingebunden sind, erscheint ungewiss.
"Ich weiß auch noch nicht, ob und wie wir das hinkriegen", so
Heimatvereins-Vorsitzender Caselitz. Wenn nicht, sei eine große Chance für
das Dorf und damit auch für die Stadt als Eigentümerin vertan.
"Wenn das Gebäude erst einmal weg ist, dann für immer."
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16.12.2003
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