Fragezeichen hinter Kleinenbremer Kreisel
Bahn fordert in einem Schreiben 300 000 Euro teure Sicherungsanlage / Lichte spricht von "Behördenwillkür"

      

Von Stefan Lyrath

Porta Westfalica-Kleinenbremen (Ly). Kopfschütteln in Kleinenbremen: Hinter der Ankündigung, dass der seit langem ersehnte Kreisverkehr an der Tebbe-Kreuzung in diesem Jahr endlich gebaut wird, steht plötzlich ein dickes Fragezeichen.

Hintergrund sind Einwände der Bahn. Der Landesbevollmächtigte für Bahnaufsicht (LfB) nennt die Pläne "nicht genehmi- gungsfähig", wie der Kleinenbremer Ratsherr Dieter Lichte aus einem Brief der Mindener Kreisbahnen (mkb) zitiert, adressiert an den Landesbetrieb Straßen- bau. Die mkb hatten das Eisenbahn- Bundesamt in Essen eingeschaltet.

Unter Berufung auf den LfB heißt es in dem Schreiben, dass an der Einmündung, wo der Kreisel entstehen soll, "Zusammenstöße zwischen Straßen- und Schienfahrzeugen vorprogrammiert" seien. An dieser Stelle werden die Gleise von der Straße An der Lieth gekreuzt, die nach den bisherigen Planungen künftig direkt an den Kreisverkehrsplatz angebunden wird. Autofahrer, die aus der Siedlung kämen, so glaubt man in Essen, würden nach Fertigstellung des Kreisels "im Gleisbereich anhalten".

Diese "komplexe Verkehrssituation" ist nach Ansicht des Landesbevollmächtigten nur durch eine Sicherungsanlage am Bahnübergang - kurz BÜSTRA - zu lösen. Inklusive der ebenfalls nötigen Halbschranke dürften die Kosten für eine solche Lichtzeichenanlage bei 200 000, wenn nicht 300 000 Euro liegen - "nach vorsichtigen Schätzungen", wie die mkb mitteilen. Das heißt, die Baukosten würden sich in etwa verdreifachen.

"Wenn es dabei bleibt, ist der allein 130 000 Euro teure Kreisverkehr gestorben", befürchtet Dieter Lichte und ereifert sich im selben Atemzug über "Behördenwillkür von Schreibtischleuten". Tatsächlich nämlich, schätzt Lichte, fahren pro Jahr lediglich 20 oder 30 Züge der Museumseisenbahn entlang der Rintelner Straße durch Kleinenbremen.

"Im Schritttempo", fügt der Politiker hinzu. "Es wäre doch überhaupt kein Thema, dass jemand vom Begleitpersonal kurz aussteigt und sich mit einer roten Fahne an die Einmündung An der Lieth stellt." Eine Alternative: "Die Strecke wird abgeklemmt, bei Tebbe entsteht ein Bahnsteig, und die Fahrgäste gehen von dort zu Fuß zum Besucherbergwerk", so Lichtes Vorschlag.

Dass der Ratsherr und mit ihm so ziemlich alle Kleinenbremer sauer sind, kann man verstehen. "Seit mehr als zehn Jahren leisten wir Feinarbeit, um die unmögliche Verkehrssituation abzuschwächen", erinnert Lichte. Anfangs war eine abknickende Vorfahrt im Gespräch, zuletzt ein Kreisel, dessen Bau in diesem Frühjahr mit finanzieller Unterstützung der Barbara Rohstoffbetriebe beginnen sollte. So kurz vor der Lösung des Problems kann die Argumentation der Bahn auch im Portaner Rathaus "nicht nachvollzogen werden", wie es in einem Vermerk des Sachgebietes Straßenbau heißt.

Lichte (SPD) hat bereits den sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten Karl-Heinz Haseloh eingeschaltet, einen ausgewiesenen Befürworter des Kreisverkehrs. Haseloh soll sich zur Not direkt an NRW-Verkehrsminister Axel Horstmann wenden. "Horstmann gilt als Wortführer der Entbürokratisierung"’, sagt Lichte. Der Bahn rät er, "ihre Prioritäten einmal anders zu setzen".

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13.01.2004
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