Skaterbahn mit Hindernissen
Kandidaten in Kleinenbremen-Ost fordern Tebbe-Kreisel, Anlaufstelle für Senioren und Jugendzentrum

      

Von Stefan Lyrath

Porta Westfalica-Kleinenbremen (Ly). Die Kandidaten im Wahlbezirk Kleinenbremen-Ost gelten als recht streitbar, zumindest die meisten. ,,Im Rat kriegen wir uns manchmal ganz schön in die Klotten'', räumt Dieter Lichte (58, SPD) ein. ,,Aber wenn`s um örtliche Projekte geht, sind wir uns sowas von einig."

Beispiel Tebbe-Kreuzung - ein echter Dauerbrenner. ,Der Kreisverkehr muss endlich realisiert werden", fordert Friedrich Heine (65, CDU) und findet breite Zustimmung in der Kandidaten-Runde, zu der außerdem Susanne Engelking (50, FDP) und Friedrich Vogt (54, Bündnisgrüne) gehören. Dabei sei eine zwischenzeitlich angedachte Einbahn-Regelung für die Straße An der Lieth, die nach Einwänden der Bahn ins Spiel gekommen war, schon wieder vom Tisch. Statt dessen, so die jüngste Variante, soll die Lieth nun etwas weiter nach Westen verlegt werden.

Beispiel Skaterbahn - womöglich ebenfalls ein Dauerbrenner, aber noch im Anfangsstadium. Der geplante Standort auf der Wiese vorm Besucherbergwerk hat sich offenbar erledigt. Wie Lichte berichtet, stellt der Kreis ,hohe Anforderungen" und verlangt einen Zaun für 10 000 Euro.

Etwa so viel Geld haben die Initiatoren nach eigenen Angaben bisher für die ganze Anlage zusammen. ,,Da wird krampfhaft versucht, uns Steine in den Weg zu schmeißen'', wettert Lichte und verspricht im selben Atemzug: ,,Die Skaterbahn kommt - wir wissen bloß nicht wo." Mögliche Alternative: am Lokschuppen.

Soviel scheint sicher: Für Kinder und Jugendliche wird in Kleinenbremen zu wenig getan. Friedrich Vogt hat daher nicht zuletzt zwei Ziele - die Errichtung eines örtlichen Jugendzentrums und eine Ganztagsschule. Susanne Engelking will die Sanierung der Grundschule weiter verfolgen. An erster Stelle steht dabei ein neues Regendach. Das alte war vor den Sommerferien 2003 aus Gründen des Brandschutzes abgerissen worden. Auch hier: Einigkeit.

Senioren brauchen künftig wohl ebenfalls mehr Aufmerksamkeit. Bis zum Jahr 2020 soll der Anteil der Portaner, die 75 und älter sind, um mehr als 40 Prozent zunehmen (wir berichteten). Diese Entwicklung wollen die Kandidaten im Auge behalten. Sie sind überzeugt: ,,In Zukunft muss es vor Ort eine Anlaufstelle für Senioren geben." Und sie sind zuversichtlich, dass das klappt: ,,Kleinenbremen war immer schon Vorreiter."

Schließlich kann sich auch die Bilanz der vergangenen Jahre sehen lassen. So wurde der Dorfplatz hinter der Kirche neu gestaltet, eine Verkehrslösung für den neuralgischen Punkt Tebbe-Kreuzung zumindest auf den Weg gebracht, und die Polizei im Dorf blieb wenigstens erhalten, wenn auch nur mit einer Sprechstunde pro Woche. Außerdem fiel der Startschuss zur Sanierung der Mönkhoff-Mühle sowie für die Energiesiedlung am Mühlenbach.

Als weitblickend habe sich die Entscheidung erwiesen, Asylbewerber seinerzeit nicht wie andernorts in Containern unterzubringen, sondern in ortsbildprägenden Gebäuden. Eines davon beherbergt jetzt die verlässliche Grundschule.
 

Welche Projekte sich in den kommenden Jahren noch realisieren lassen, steht in Zeiten der Haushaltssicherung auf einem anderen Blatt. ,,Versprechungen zu machen, wäre unehrlich'', sagt Friedrich Heine, und diesen Satz würden auch Susanne Engelking, Dieter Lichte und Friedrich Vogt unterstreichen. Freilich: So streitbar die örtlichen Politiker manchmal sein mögen, so einfallsreich sind sie auf der anderen Seite.

,,Die Kleinenbremer machen sowieso, was sie wollen." Diese Aussage von Bürgermeister Hilmar Wohlgemuth, damals halb im Scherz gesprochen, ist überliefert. Es war als Kompliment gemeint.

Kandidaten-Steckbriefe


Dieter Lichte (SPD): Als Bezirksschornsteinfegermeister steigt Lichte den Leuten aufs Dach. Auch privat will er hoch hinaus. Eines seiner Hobbys: Hochgebirgswandern. Die beiden anderen: Radfahren und die zwei Enkel. Der 58-Jährige ist seit 1964 in der SPD, kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit der Partei, sitzt seit 1989 im Rat, ist Vorsitzender des Ausschusses für Planung um Umweltschutz und zehn Jahre stellvertretender Bürgermeister. Außerdem gehört er zur Portaner Feuerwehrführung. Lichtes Lebensmotto: ,,Einer für alle - alle für einen." Sein meistgebrauchtes Wort: ,Darum kümmere ich mich."

Friedrich Heine (CDU): Seit 1975 ist der 65-Jährige in der CDU, seit 1989 sitzt er im Rat. Heine ist Vorsitzender des Bezirksausschusses, des Ausschusses für Stadtentwicklung sowie des Aufsichtsrates der Stadtwerke. Er ist außerdem Chef der Kleinenbremer Dorfgemeinschaft, des Schützenvereins ,,Freie Hand'' und der Ortsunion Kleinenbremen-Wülpke-Nammen. Die Hobbys des Rentners, der Dreher und Maschinenbau-Techniker gelernt hat: Radtouren, Wandern, Saunagänge.

Susanne Engelking (FDP): ,,Bleibe dir stets selber treu.'' Nach diesem Motto lebt die 50-Jährige, in deren Freizeit sportliche Aktivitäten groß geschrieben werden. Die kaufmännische Angestellte betreibt als Hobbys Fitness und Walking. In der FDP ist Schatzmeisterin Susanne Engelking seit 1997, der Ratsfraktion der Liberalen gehört sie seit 1999 als sachkundige Bürgerin an. Außerdem hat die Kandidatin einen Sitz im Bezirksausschuss und ist Mitglied im Ausschuss für Bildung, Soziales und Sport.

Friedrich Vogt (Grüne): Der freigestellte Betriebsrat gehört den Grünen seit 1984 an und sitzt ebenso lange im Rat. Er ist Mitglied der Ausschüsse für Planung und Umweltschutz sowie Stadtentwicklung. In diesen beiden Bereichen liegen Vogts politische Hauptinteressen. Kritisch sagt er: ,,Zur Stadtentwicklung gehört mehr als Wirtschaftsförderung.'' Lebensmotto des 54-Jährigen: ,,Mit dem Erreichten zufrieden sein. Das würde auch der Gesellschaft gut tun.'' Den Slogan ,,Geiz ist geil'' kann Vogt nicht mehr hören. ,,Und nachher wundern wir uns, dass Unternehmen ihre Produktion ins Ausland verlagern.'' (Ly)


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31.07.2004
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