Geschichten über Notdurft-Notstand und Nordisch Walking
Lütkenbremer feiern ihr Erntefest / Bauer Paul bringt das Publikum mit seinen Histörchen” ins Schmunzeln

      

Von Wilhelm Gerntrup

Porta Westfalica-Kleinenbremen (gp). Die Räumaktion von Bombenblindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg, der Schilderkrieg” zwischen Heimatverein und dem neuen Verein Dorfgemeinschaft” und der Notdurft-Notstand” auf dem alten Kirchhof (Dixi-Klo macht Frauen froh”) \¬ beim Kleinenbremer Erntefest kam wieder viel Interessantes und Pikantes aus dem Innenleben zur Sprache.

An die 350 Einwohner hatten sich eingefunden, als Bauer Paul (Dobrinsky) mit todernster Miene und in drögem Platt seine berühmt-berüchtigten Histörchen aus der Lüttkenbremer Gesellschaft zum Besten gab. Sein Vortrag war erneut traditioneller Höhepunkt des örtlichen Ahnebeiers”, das diesmal bei bestem Sommerwetter über die Bühne ging. Die Zuhörer auf dem Festplatz an der Schönen Aussicht” kamen aus dem Schmunzeln nicht heraus. Vor allem die Dorfgrößen kriegten ihr Fett ab.

Nordisch Walking is nu’ dä ganz grote Hit, Dä Lüe segget, dat hält üsk fit. Mit en niemodischen Stock in jeder Hand Gaht et schnurstracks dür de Stadt un dürt Land.

In Selliendörpe (Selliendorf) mokt sik Dag för Dag ok ein Rentnerehepoor up Tauerst gaht et dürt Dörp, un denn övert Feld un den Harrl harup De Frue (Frau) gift mit öhrn langen Stockschlag dat Tempo vör, De Kerl mot - ob hei well oder nich - jümmer achter her. Et süt so ut, als wör öhne dat en bitken schenant (peinlich) Solange hei twisken den Hüsern is, hölt hei de Stöcke ünnern Arm - un nich inne Hand.”


 

Vor dem Auftritt des Erntebauern hatte Erntemagd Anke (Horn-Blumberg) in plattdeutschen Reimen für mehr Engagement in Sachen Dorfgemeinschaft geworben. Ortslandwirt Heinrich Werkmeister als Sprecher des Veranstalterteams konnte angesichts der bevorstehenden NRW-Kommunalwahl die nahezu komplette lokale und regionale politischer Prominenz bis hinauf zu Landrat Wilhelm Krömer begrüßen. Bauer Paul forderte seine Zuhörer engagiert zur Teilnahme am Urnengang auf: Eint will ek jück seggen - ohne hier lange rümme tau kleckern: Wer nich tau Wohl gaht, draff achterher ok nich meckern ...!”

Zwischen den Ansprachen spielte die Blaskapelle Sülter Musikanten”. Das optische Highlight waren einmal mehr die Darbietungen der in ihren schmucken schaumburger Trachten auftretenden Kleinenbremer Volkstanzgruppen

Zum Auftakt der zweitägigen Veranstaltung hatte es am Samstag das traditionelle Toltern” gegeben. Gut zwanzig Helferinnen und Helfer zogen durchs Dorf, um die besser betuchten Einwohner um zählbare” Unterstützung zu bitten und sie persönlich zum Fest einzuladen. Die meisten ließen sich nicht Lumpen. An etlichen Haustüren wurde außerdem ein ordentlicher Schluck eingeschenkt. Zu Ende ging der Tag mit einem gemütlichen Tanzabend in Bekemeiers Saal.

Der Erntefestsonntag begann traditionell mit der Plattdütsken Kerken”. Danach startete der Wagenumzug durchs Dorf. Zur Freude der Veranstalter machten acht Vereine und Straßengruppen mit liebevoll geschmückten Wagen mit. Dankbar begrüßt wurde auch die zur Verstärkung angereiste Truppe aus Nammen. Nach der Rückkehr und den Erntereden stand zum Tagesausklang nochmals ein gemütliches Beisammensein in der Schönen Aussicht” auf dem Programm.


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07.09.2004
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