Spontanes Improvisieren: Butler Igor
(vorne) sammelte beim Premierenabend in Kleinenbremen Vorschläge des
Publikums – die Schauspieler mussten sie umsetzen. Foto: Katja
Jeske-Korittke
Von Katja Ebbecke
Porta Westfalica-Kleinenbremen (mt). Vergifteter Apfel gegen
Laserschwert: Bei der Premiere des Improvisations-Theaters am
Halloween-Sonntag in Kleinenbremen kämpfte auf Wunsch des Publikums
Grimms böse Stiefmutter gegen den Science-Fiction Bösewicht Darth Vader.
Wie der Kampf ausging? Das hätte nach drei Stunden geballter
improvisierter Schauspielerei, kurz Impro-Theater, wohl keiner der rund
80 Gäste mehr sagen können. Denn eine skurrile Szene jagte an diesem
Abend die nächste, nur unterbrochen von der Moderation des
schwarzbefrackten Butlers Igor, verkörpert von Schauspieler Alex
Förster.
Und Igor verstand es, das Publikum bei der Stange zu halten, band er die
Zuschauer doch fleißig in seine Moderation mit ein. Mit schelmischem
Blick streifte er durch den renovierten Saal des ehemaligen
Asylbewerberheims in der Kleinenbremer Straße und wählte Freiwillige“
aus, die die Schauspieler mit Ideen unterstützen sollten.
Publikum nennt mit Freude Schimpfwörter
Nennt mir ein geläufiges Schimpfwort“, forderte er die Gäste auf. Die
ließen sich nicht lange bitten. und schimpften mit sichtlicher Freude
ohne Hemmungen drauf los. Kackstelze gefällt mir“ unterbrach Igor den
Wortschwall und rollte die Augen. Die nächste Aufgabe für die
Schauspieler war sodenn, eine Szene zu spielen, in der die Sätze der
Reihe nach mit den Buchstaben jenes Schimpfworts beginnen.
Und los gings: Kannst du mir bitte den Reißverschluss zumachen?“ Aber
sicher, Liebling.“ Cäsar, pass auf, du klemmst meine Haare ein.“ Schnell
hatte sich schon aus den ersten drei Buchstaben KAC ein Beziehungsdrama
entwickelt. Mit viel Sinn für Witz und Dramatik setzten die fünf
Schauspieler alle noch so seltsamen Vorschläge des Publikums in Szenen
um.
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Für mich ist heute ein Traum in Erfüllung
gegangen.“ Schauspieler Holger Pape ist nach der Vorstellung
überwältigt. Die erste Veranstaltung im neuen Kleinenbremer Theater
Spektakulär, Spektakulär“ habe genau die heimelige Atmosphäre gehabt,
die er sich gewünscht habe. Es ist schön, so viele Gäste zu haben“, sagt
er. Und das meint Holger wörtlich: Mit ihren Familien bewohnen die
Schauspieler von Verschwägert“ die Räume über der Bühne.
Kontrollen“ vor dem Theaterbesuch
Schon vor dem eigentlichen Vorstellungsbeginn wurden die Besucher von
merkwürdig verkleideten Gestalten umgarnt: Wer von den beiden grimmig
drein blickenden Security-Männern mit Schusswunden auf der Stirn am
Eintreten gehindert wurde, bekam draußen vor dem Haus durch ein Feuer
spuckendes Skelett heiße Unterhaltung.
Drinnen spukten Teufel, Elfen und ein französischer Bauchladenverkäufer
durch den Raum und statteten die Besucher mit allem aus, was zu einem
kreativen Abend dazugehört: Rosen und Schwämme, um die Schauspieler bei
Ge- und Missfallen zu bewerfen, und ein Glas Sekt.
Schwämme flogen dann aber eher selten, die großen Pannen blieben aus.
Dabei gab es an dem Abend unter dem Motto Jump into the dark“ eine
doppelte Premiere: Nicht nur der Ort war mit der Diele des ehemaligen
Hofes Prasuhn neu, sondern auch die Konstellation der Schauspieler. Eric
Kolb, Holger Pape, Guido Meyer, Volker Hohmeier und Ilka Jordan standen
an Halloween das erste Mal gemeinsam auf der Bühne.
Dies soll aber nicht das letzte Mal gewesen sein – in regelmäßigen
Abständen wird sich im Spektakulär, Spektakulär“ von nun an der Vorhang
heben. Der nächste Theatertermin ist am Mittwoch, 10. November. Dann
gibt die Heidelberger Impro-Gruppe Forgetables“ ein Gastspiel in
Kleinenbremen.
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04.11.2004
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