Genervt vom Gequietsche: Wenn der
Triebwagen des Besucherbergwerks in die Grube fährt, ist bei Jürgen
Schulze die Schmerzgrenze erreicht. Foto: Stefan Lyrath
Von Stefan Lyrath
Porta Westfalica-Kleinenbremen (Ly). Vielen graut vor Regen.
Jürgen Schulze dagegen sehnt einen erlösenden Guss in den trockenen
Sommermonaten manchmal herbei. ,,Dann hört endlich das Gequietsche
auf’’, sagt der Kleinenbremer im Interesse seiner Trommelfelle.
Für ,,das Gequietsche“ sorgt der Triebwagen des Besucherbergwerks, der
vor der Einfahrt in die Grube auf den Schienen recht laute
Reibungsgeräusche produziert – bisweilen im Halbstundentakt. Nachbarn
wie Schulze, der schräg gegenüber wohnt, sehen die Schmerzgrenze
erreicht. Bei Trockenheit ist es unerträglich“, klagt er. ,,Da kann kein
Mensch mehr draußen sitzen. Man versteht sein eigenes Wort nicht.“
Schulze nimmt an, dass der Triebwagen in der Kurve quietscht, weil das
Fahrzeug nicht zu den Gleisen passe. Wenn es regne, seien die Geräusche
fast weg.
,,Das Thema verfolgt uns jetzt seit Mitte des Jahres“, sagt Dietmar
Schweizer, Geschäftsführer des Besucherbergwerks und gleichzeitig der
Mindener Kreisbahnen (mkb), denen der Triebwagen gehört. Auch im Rathaus
hat die Angelegenheit offenbar für Wirbel gesorgt. Der damalige
Bürgermeister Hilmar Wohlgemuth soll sich der Sache höchstselbst
angenommen haben.
,,Stahl auf Stahl – ja, das quietscht“, räumt Dietmar Schweizer ein.
Aber dies bereits seit 1988, als das Besucherbergwerk eröffnet wurde und
der Triebwagen zum ersten Mal unter Tage fuhr. Nachdem in diesem Jahr
Beschwerden gekommen seien, ,,haben wir sofort reagiert“, so Schweizer.
Ergebnis der Untersuchung: ,,Die Gleitschutzeinrichtung funktioniert.“
Dass Schienen und Räder nicht recht harmonieren sollen, weist der
Geschäftsführer zurück: ,,Unser Fahrzeug passt zu dem engen Gleisbogen.“
Weiteren Handlungsbedarf sieht Schweizer folglich nicht.
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Damit wird sich Jürgen Schulze kaum
zufrieden geben. Für den Fall, dass es zu Beginn der Saison 2005 immer
noch quietscht, will der genervte Kleinenbremer zum Anwalt gehen. Er
droht mit Klage. ,,Den ganzen Sommer über habe ich mich bei
verschiedenen Stellen beschwert“, sagt Schulze. ,,Passiert ist nichts.
Aber vielleicht bin ich ja auch ein zu kleines Licht.“ Gern denkt er an
voriges Jahr zurück. Da war Ruhe, weil die Einfahrt saniert wurde.
Zurzeit quietscht ebenfalls nichts, denn die Saison ist beendet.
Beistand hat Schulze in seinem Nachbarn Ralf Diekmann gefunden, ,,Die
Autogeräusche von der Rintelner Straße, das Gequietsche vom
Besucherbergwerk und als Krönung noch die unterm Brecherturm geplante
Skaterbahn“, fasst Diekmann zusammen, was ihm auf die Nerven geht.
Apropos Skaterbahn: In Kleinenbremen mehren sich Stimmen von Einwohnern,
welche die Anlage zwar befürworten, den geplanten Standort unterm
Brecherturm aber ablehnen. Erstens fehle es an Platz. Zweitens sei die
Sicherheit der jungen Leute durch Gesteinsbrocken gefährdet, die sich
vom Brecherturm lösten. Und drittens liege der Zugang hinter einer Kurve
der Rintelner Straße, auf der ohnehin gern gerast werde.
,,Falls die Skater heil über die Fahrbahn gekommen sind, werden sie
anschließend von herabfallenden Steinen getroffen“, so ein zynischer
Kommentar. ,,Für mich ist das Unverstand“, meint Diekmann, der nebenan
ein Grundstück hat, etwas sachlicher.
Aus dem Rathaus gibt es zum Thema Skaterbahn übrigens keine offizielle
Stellungnahme. Die soll in etwa zwei Wochen folgen. Zurzeit werden
offenbar baurechtliche Fragen geprüft. Unabhängig davon sieht der
Technische Beigeordnete Stefan Mohme inzwischen ,,ein Politikum“.
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06.11.2004
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